Rapswachs

Wachs verband ich seit meiner Kindheit mit der Kirche, dem Körper und etwas Edlem- ein sehr nostalgisches Material. Es spricht mehrere Sinne an, man riecht, man fühlt, man sieht es.

1- Recherche

Rapswachs ist eine ökologische Alternative zu Paraffin mit gleichen Eigenschaften. Die Tropffähigkeit und der Zufall bei der Entstehung reizen mich besonders am Wachs.

2- Materialstudie

Hierbei ließ ich dem Zufall freien Lauf. Ich goss Wachs in heißes, in kaltes Wasser, tropfte es auf unterschiedliche Dinge (Hand, Aluminumfolie, Plastikfolie, Papier, Perlen) und machte Wachsabgüsse von blättern und meinem Gesicht.

3- Gestalterische Arbeit

Durch ein Schmuckprojekt fasste ich meine Materialstudienergebnisse zusammen und inszenierte meine Ergebnisse fotografisch. Das Konzept war es, das Gefühl der Nostalgie und die Ar,t sich an alte Erlebnisse zu erinnern, fotografisch einzufangen.

Fazit

Das Wachs tritt in einer Form in Erscheinung, an die wir nicht gewöhnt sind. Es nimmt eine metallische, mineralartige, honigwabenähnliche, weiche, geschwungene, organische oder künstliche Form an. Der Glanz und die Durchscheinkraft wirken vertraut.

Im Kopf verschmelzen Erinnerungen, alles wird unklar, surreal, wie in einer Traumwelt. Dennoch versteht man diese Gedanken und identifiziert sich mit ihnen. Ich assoziiere mit dem Stoff das tropfende Wachs in Kirchen, alte Zeiten, alte Bräuche, sanfte Traditionen die sich in den heutigen Alltag einweben. 

Die Nostalgie im Wachs liegt in der kollektiven Erinnerung, seine Fingerkuppe in die ausgegangene Kerze zu tunken und zu schauen, wie die einstige Flüssigkeit einen durchscheinenden Panzer bildet.

An der Arbeit gefiel mir am meisten das kindliche Forschergefühl das tagelang in mir steckte. Ich dachte immer wieder daran, was man eigentlich mit diesem so schönen, vielfältigen Material machen könnte.

Und diese Ergebnisse musste ich in meine Endarbeit einbringen, da mir so einerseits auffiel, wie sehr man das Wachs entfremden kann, andererseits geschah jedes einzelne Objekt aus Zufall. Keines wird je gleich sein, und diese Einzigartigkeit wollte ich in dem Projekt feiern. Durch den Schmuck konnte ich jedem Prozess eine Bühne geben.

Ich dokumentierte sehr gerne interessante Formen die mir über den Weg kamen, die letzten Bilder sind das innere der Maske, ein Aluminiumguss. Durch neue Farbgebung entfremdet man die einzelnen Fotografien noch mehr vom gewählten Material.

Rapswachs ist für mich eine schöne Alternative zum Paraffin. Es bietet die selbe Verform- und Schmelzbarkeit, nur stammt es aus regionalem Anbau mit kurzen Transportwegen. So reicht man dem Traditionalismus die Hand, während man gleichzeitig nach vorn geht.